Alken

Burg Thurant - Baumaßnahmen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

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[Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, Seite 119:]

aufgearbeitet durch dessen langjährigen Direktor Prof. Toni Diederich.
Im Jahre 1911 wurde Wilhelm Ewald als Museumsdirektor nach Neuss berufen. Die Stadtverwaltung hatte ihm die Aufgabe übertragen, dort das "Städtische Museum Neuß" (das heutige "Clemens-Sels-Museum) einzurichten. Damit endete für ihn und seine Familie die Zeit des Aufenthaltes auf Burg Thurant. Theodor von Laufenberg suchte nun die Burg zu verkaufen, ein Anliegen, das sich schwierig und zeitaufwendig gestaltete. Im Archiv des Europäischen Burgeninstitutes hat sich die diesbezügliche Verkaufsofferte erhalten: "An der Mosel herrlichem Strande und unweit von Koblenz liegt der anmutige Flecken Alken. Man erreicht Alken mit der Bahn von Koblenz, bis Station Cattenes fahrend, in etwa 30 Minuten. Ganz in der Nähe von Alken und zu diesem Flecken gehörend, befindet sich die Burg Thurant, die hierdurch zum Kauf angeboten wird. Die Burg enthält im ganzen 12 Wohnräume, Küche, Waschküche und eine Kapelle mit kirchlicher Sanktion für Katholiken. Weiter sind gute Keller vorhanden. In den reichbewohnten Teilen finden sich noch reichlich übrige Räume zum Ausbau vor. 2 große Terrassen sind ebenfalls vorhanden. Ein Ziergarten, Weinberge mit ungefähr 4000 Stöcken, die allein einen Wert von 10.000 Mark repräsentieren, sowie alles Material für Weinbereitung, wie Kelter usw. gehören zum Besitz. ... Eigene Wasserleitung, Quellen, Kanalisation, Spülklosette sowie ein Lastenaufzug mit elektrischem Betrieb usw. sind in der Burg befindlich. Die sehr stilvolle Einrichtung der Burg kann event. teilweise mit übernommen werden. Die Preisforderung für das Grundstück ist eine geringe." Von Laufenberg hatte offenbar mit mehreren Interessenten Kontakt, bevor die Burg definitiv in neue Hände überging: Zunächst bot er sie im September 1911 der Firma Schaffner u. Cie., Berlin, zum Kauf an. Doch zeigte die Firma kein Interesse. Stattdessen verpachtete von Laufenberg die Burg an Peter Friesenhahn aus Berlin-Grunewald und räumte ihm ein Vorkaufsrecht ein, hatte aber offenbar gleichzeitig erste Kontakte zum späteren Besitzer der Burg, Geheimrat Dr. Robert Allmers. Doch wurde ein förmlicher Kaufvertrag zwischen von Laufenberg und Allmers für das Burggelände erst im August 1915 geschlossen. Von Laufenberg ließ sich bei der Vertragsunterzeichnung, da er inzwischen "im Felde" war, von seiner Mutter, Katharina geb. Hansen, vertreten. Für die Summe von 52.000 Mark ging Burg Thurant an Allmers über.
Dr. Robert Allmers (1872-1951), zunächst Zeitungsverleger in Varel bei Wilhelmshaven und durch Großherzog Friedrich August von Oldenburg zum Kommerzienrat, später auch zum Geheimrat ernannt, war Mitinhaber der "Hansa Automobil GmbH" und verfügte über ein beträchtliches Vermögen. 1913 fusionierte das Werk mit der Norddeutschen Automobil- und Motoren AG zur "Hansa-Lloyd AG" und wurde 1929 durch die Firma Borgward übernommen. Allmers war von 1926 bis 1945 Präsident des Reichsverbandes der Automobilindustrie. Bereits im Frühjahr 1904 hatte Allmers, zusammen mit seinem Freund

 


[Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, Seite 120:]

[Abb.12: Josef Kohlschein d.J., Ansicht der Burg von Süden, Aquarell, datiert "November 1910", Ausschnitt]
[Abb.13: Bodo Ebhard, Ansicht der Burg von Südwesten, datiert "25.8.1913"]
[Abb.14: Bodo Ebhard, Ansicht der Burg von Südwesten, Entwurfszeichnung datiert "1914"]

August Sporkhorst und den beiden Familien eine Reise an die Mosel unternommen, standesgemäß mit einem Auto des Aachener Autobauers Cudell. Diese Reise muss offenbar bei ihm eine tiefe Zuneigung zum Rheinland bewirkt haben, da ihr noch viele weitere Fahrten folgten. Im Jahre 1911 wurde Allmers auf die zum Verkauf stehende Burg aufmerksam und hielt sich, zusammen mit seiner Familie, 1913 für längere Zeit auf Burg Thurant auf. Er fand dort das bestehende und voll nutzbare Ewaldsche Wohnhaus vor. Wenn Johann Heinrich von Brunn in seiner Allmers-Biographie "Ein Mann macht Auto-Geschichte" schreibt, " ... Die Burg war damals in vollem Umfang Ruine. Nur wenige Räume waren noch mit Dächern versehen, aber es waren keine Wohnräume mehr," ist dies schlichtweg falsch. Einen Gegenbeweis liefern nicht nur etliche Fotos aus dem Nachlass von Ewald, sondern vor allem Josef Kohlschein mit einem großen Aquarell der Burg, das die Datierung "November 1910" trägt und ein Aquarell von Bodo Ebhardt mit der Zeitangabe "25.8.1913". Alle diese Bilder zeigen das intakte, damals bereits vollendete "Herrenhaus" mit dem neuen Satteldach.
Bereits im Herbst des Jahres 1913 begann Allmers mit ersten Bauplanungen. Zur gleichen Zeit muss er auch an Bodo Ebhardt herangetreten sein und ihn um eine Wiederaufbauplanung für die ganze Burg gebeten haben. Wie die Kontakte zwischen Allmers und Ebhardt verliefen, ist nicht mehr belegbar, da sich im Nachlass Ebhardt hierzu kein Schriftverkehr findet und das Archiv auf Burg Thurant durch Kriegseinwirkungen verbrannte. Erhalten haben sich aber in der Plansammlung der Deutschen Burgenvereinigung im Europäischen Burgeninstitut in Braubach Ebhardts Bauaufnahme der Burg und eine vollständig ausgearbeitete Planung zum Wiederaufbau. Erste Planskizzen entstanden noch 1913 und 1914. Doch fanden diese Entwürfe nicht die Zustimmung von Allmers.
Der Umfang der Ebhardtschen Planungsarbeit lässt erstaunen. Eine ebenfalls im Europäischen Burgeninstitut erhaltene kleine Ansicht der Burg um 1900 zeigt, dass sich Ebhardt, zumindest seit dieser Zeit, mit Burg Thurant beschäftigt haben muss, allerdings ohne Auftrag. Das weitere Schicksal der Burg und ihr späteres Erscheinungsbild riefen naturgemäß Ebhardts Kritik hervor. So schrieb er noch 1925 in seinem Fundamentalwerk "Deutsche Burgen als Zeugen deutscher Geschichte": "Weniger erfreulich ist dagegen der Anblick von Burg Thurant geworden, wovon auch unausgeführte Pläne in meinen Mappen ruhen. Neue Wohnbauten, 'moderne Villen', stehen fremd in den alten, ernsten Mauern."
Etwa gleichzeitig muss Allmers auch bei Ernst Stahl um eine Ausbauplanung nachgesucht haben. Ernst Stahl (1882-1957), vormals Assistent von Paul Clemen in Bonn, war ab 1911 auch als freier Architekt tätig und galt als Spezialist für einen schonenden Ausbau historischer Bauten. Stahls großzügige Vision zum Ausbau von Burg Thurant hat sich allerdings nur in einem Modellfoto beim Europäi-

 

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